Weinbau in Franken
Jeder kennt die Weinlese, kaum einer weiß, was das restliche Jahr im Weinberg geschieht. Erfahren Sie, was die Winzer und Winzerinnen sonst noch im Weinberg machen.
Rebschnitt
Der Rebschnitt bildet Anfang und Ende eines jeden Jahres im Weinberg. Bei diesem Arbeitsschritt wird die Grundlage des neuen Jahrgangs gelegt, indem die überzähligen Triebe des Vorjahres entfernt werden. Jeder Rebstock wird individuell nach seiner jeweiligen Leistungsfähigkeit beurteilt und geschnitten. Ein Rebstock mit starkem Wuchs kann mehr Triebe und Trauben in der kommenden Vegetation ernähren als ein etwas schwächerer Stock. Auf diese Weise hilft diese Arbeit den einzelnen Rebstöcken gesund und vital zu bleiben.
Darüber hinaus wird hier bereits das Ertragsniveau eines Weinbergs festgelegt. Umso mehr Knospen bestehen bleiben, aus welchen im Frühling grüne Triebe sprießen, desto mehr Trauben können auch erzeugt werden. Für die Stilistik und Qualität des späteren Weines ist das Ertragsniveau von großer Bedeutung. Für leichtere Weine und Basisqualitäten wird der Ertrag bewusst etwas höher angesetzt, also mehr Triebe und Trauben am Stock belassen. Für Premiumweine im Spitzensegment, wie beispielsweise die Weine unserer 1er Traube-Linie, setzen wir auf eine starke Reduktion des Ertrages, um die Konzentration der Inhaltsstoffe gezielt zu erhöhen.
Binden
Hier werden, die beim Rebschnitt belassenen, noch senkrecht stehenden Ruten auf dem Biegedraht waagerecht angebunden. Die Triebe erhalten so beim Wachstum die gewünschte Richtung und Lage. Dies dient der optimalen Nährstoffzufuhr und dem mechanischen Schutz vor Schädlingen. Darüber hinaus erleichtert das Anbinden alle weiteren Arbeiten im Weinberg. Übliche Erziehungsformen sind der Pendel- oder Halbbogen. Weit verbreitet ist mittlerweile auch der sogenannte Flachbogen.
Bodenmanagement
Der Boden eines Weinbergs ist das wichtigste Kapital des Winzers. Nur gesunde Böden bieten der Rebe optimale Bedingungen und sind Basis für gute Weinqualität. Ziel ist ein lebendiger Boden, welcher reich an Mikroorganismen und feinen Kleinstwurzeln ist. Nur ein lebendiger Boden, welcher eine feine krümelige Struktur aufweist, ist in der Lage Wasser zu speichern und auch in heißen Sommern, den tief wurzelnden Reben Wasser und Nährstoffe bereitzustellen.
Der Winzer pflegt daher seinen Boden, indem er ihn auf der einen Seite mechanisch lockert, wenn dies von Nöten ist und versorgt ihn auf der anderen Seite mit ausrechend Nährstoffen. Eine artenreiche Begrünung und Durchwurzelung durch Kräuter und Gräser versorgt den Boden zudem mit wichtigen Stoffen und macht ihn lebendig.
Pflanzenschutz
Wir Winzer müssen unsere Rebstöcke für die Erzeugung hochwertiger Weine gesund halten. Aus diesem Grund betreiben wir Pflanzenschutz. Vor allem die beiden Pilzkrankheiten, welche durch den Echten und falschen Mehltau ausgelöst werden, setzen den Reben zu. Hier verfahren wir nach dem Motto "so wenig wie möglich – und so viel wie nötig". Durch eine sorgfältige Beobachtung des Mikroklimas kann der Einsatz von Planzenschutzmitteln auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert werden. Gegen Insekten schützt nachhaltig eine vielfältige Flora und Fauna im Weinberg. Zudem haben moderne Verfahren, wie z.B. die „Verwirrmethode“ durch Geruchs-Lockstoffe, im Weinberg Einzug gehalten. In Franken sind auch pilzresistente Rebenzüchtungen wie Regent sehr beliebt. Nicht nur wegen ihrer Unempfindlichkeiten gegenüber Pilzkrankheiten – sondern auch wegen des guten Geschmacks.
Ausbrechen und Ausgeizen
Beim Ausbrechen werden alle überzähligen Triebe, die aus Stamm und Ruten wachsen entfernt. Ziel ist es ausreichend Luft in die Laubwand zu bekommen, um zusätzlich die Gesundheit der grünen Triebe sicherzustellen. Dieser Arbeitsschritt steht in direktem Zusammenhang mit dem vorangegangenen Rebschnitt und bereitet den Rebschnitt im Folgejahr vor, indem bereits jetzt nur die Triebe bestehen bleiben, die in Zukunft auch gebraucht werden. Auch jetzt wird wieder Einfluss auf den Ertrag und die Leistungsfähigkeit der Stöcke genommen.
Heften der Rebtriebe
Durch das Heften der Rebtriebe in die im Weinberg gespannten Drähten wird der Stock und die Laubwand in Form gehalten. Nur so ist eine optimale Pflege der Weinberge möglich.
Laubschnitt
Durch die Photosynthese der Blätter wird der Rebstock mit Nährstoffen versorgt. Um eine optimale Lichtausbeute zu gewährleisten, werden beim Laubschnitt einige der Blätter entfernt. Die Reben werden danach in der Länge gekürzt, damit neue, junge Blätter nachwachsen können.
Grünlese
Durch die gezielte Entnahme bereits ausgebildeter Trauben kurz vor Reifebeginn, konzentrieren sich die wertgebenden Inhaltsstoffe auf die übrigen Trauben. Der Winzer steuert hierdurch maßgeblich Qualität und Stilistik der heranwachsenden Weine.
Weinlese
Entscheidend bei der Weinlese ist die Wahl des richtigen Zeitpunktes – und der kann je nach Sorte, Weinberg und Ausbauziel variieren. Wie spät eine Spätlese gelesen wird oder wann eine Traube vom Stock muss - dazu braucht man viel Erfahrung. Wichtige Kenndaten hinsichtlich Reife und Qualität liefert aber vor allem die Traube selbst. Parameter wie Säure- und Zuckergehalt können dem Winzer hier entscheidende Hinweise geben. Um sie zu ermitteln, setzt die GWF das Verfahren der „Traubenbonitur“ ein. Auf der Grundlage von rund 20 objektiven Kenndaten ermöglicht das Verfahren dem Winzer die Bestimmung idealer Lesetermine und der Qualitätsstufen für die Traubenselektion. Die Weinlese stellt jedes Jahr den Auftakt für die Federweißersaison dar.